
Ein Rückblick auf das Jahr 2018 und ein Ausblick auf 2019 (Teil 2 )
Was fange ich bloss an – ohne Blog? (Die Geburt von notsourban.com)
ACHTUNG: Zu diesem Thema gibt es aktuellere Informationen, in denen ich nochmal auf den Ablauf und die Vorbereitung der Podcasts eingehe: Alles, was ich bis jetzt über Podcasts weiß (Teil 1) und Alles, was ich bis jetzt über Podcasts weiß (Teil 2)
In Hamburg hatte ich mehr Zeit, als ich am Anfang gedacht hatte. Einige Treffen und Termine, die geplant waren, platzten, andere ergaben sich spontan. Und so fuhr ich die Stadt mit dem Singlespeed ab. Mich erstaunte, wie weit sie sich erstreckte, wie sehr ich mich manchmal nach einem Ende des Städtischen sehnte, wie viele Dörfer mal die Grundlage für diese Stadt gewesen sein mussten.
Ich mochte Hamburg sehr. Ich fühlte mich gleichermaßen wohl und unwohl. Und schob es darauf, dass ich nicht mehr ganz so städtisch gesonnen war, wie in meiner Jugend, ehemals, vor langer Zeit.

Zwar fotografierte ich schon lange nicht mehr so intensiv wie früher, aber Instagram war eine Zeitlang das erste Medium meiner Wahl. Jedoch: Ich hatte kein Blog mehr, in dem ich ausführlich für meine zwei Leser in die Details gehen konnte.
Das fehlte dann doch.
Ich dachte, was fange ich nun an mit diesen Straßen, durch die ich fahre, mit den Geschichten, die passieren, mit den Kneipen, in denen ich abhänge, mit den Anekdoten, die sich ansammeln und mit den Leuten, die ich treffe? Schon die Anfahrt (Heidelberg, Mannheim, Kassel, Hannover, Uelzen, Hamburg) war kurios genug für einen Schwank. Konnte man aber auch die nächsten Jahre einfach am Tresen erzählen. Was man auch macht. Ohne Blog.
Ich hätte ein Tagebuch führen können, aber ein Blog erschien mir am natürlichsten. Schließlich hatte ich sowas ja die letzten 18 Jahre immer in der Hinterhand gehabt. Es war eine krude, unsortierte, bunte Ansammlung der Geschichten, die übrige blieben. Es mangelte nur ein bißchen an Kontinuität und Disziplin.

In einer schlaflosen Nacht (zu viele Hipster Biere, zu viel Cola) strickte ich die Grundlagen von notsourban.com am Samsung-Tablet zusammen, schnappte mir bei 1&1 die Domain, konfigurierte deren WordPress und war begeistert und erstaunt, wie schnell und einfach das jetzt ging. Auf dem Tablet ! Einfach so ! Wenige Stunden!
Schwerpunkt sollte das Singlespeed-Fahren sein. Schließlich war das die Tätigkeit, die alle Punkte miteinander verband.
Die Bilder lud ich unbearbeitet hoch (groß, fett, breit), die Texte blieben roh und schnell geformt. Damit wenigstens bis morgens um vier Uhr schon der erste Inhalt vorhanden war. Ich leitete (zur Freude aller Spammer) meine bisherigen Domains alle auf notsourban.com um, sammelte meine (ähem) „literarischen“ Texte ein, gab ihnen eine neue Heimat und fiel in den frühen Morgenstunden in einen unruhigen Schlaf.
Der Name „not so urban“ war dem Singlespeed geschuldet. Singlespeed-Fahrräder gelten als urbanes Fortbewegungsmittel. Allerdings setzte ich mein Fahrrad hauptsächlich auf Landstraßen ein. Eher selten im städtischen und großstädtischen Bereich. Und ich musste bekennen, ich begann Felder zu vermissen, wenn ich ihnen lange nicht mehr gewahr wurde. In Hamburg spürte ich das. Die Stadt ist schon verdammt groß.
Wie oben bereits erwähnt: Ich war nicht mehr so städtisch.
„not so urban“ anymore.

Eine neue Seite, eine neue Präsenz hat immer etwas von einem Outing (für was auch immer), und ich rechnete damit, das es jetzt interessierte Menschen gibt, die ganz genau mitbekommen, was ich mache, wann ich es mache und wie ich es mache. Und vor allem dachte ich, das interessiert irgend jemand. Weit gefehlt. Und sehr überheblich.
So entstand also „not so urban“. Es war, wie viele andere Blogs und Projekte, die Geburt einer Nacht und spontanen Idee. Nach einer anfänglichen Phase der Unterstützung durch Freunde, und deren Neugierde, spürte ich eine leichte Tendenz genau dort zu landen, wo jazznrhythm.com/jazznrhythm.de schon vor Jahren war.
jazznrhythm.com/jazznrhythm.de hatten ihre kleine unbekannte Nische, in die kein Radar hinkam. Nur einige Backlink-Spammer versuchten vehemente meine Kommentarfelder zu nutzen. Google schob meine Präsenzen je nach Laune mal nach hinten oder vorne. Postete ich etwas, dann fand man die Links für kurze Zeit, aber dann ereilte sie wieder ein gütiges Vergessen.
Meine Mutter meinte mal: „Andreas, du schreibst zu viel!“
Das ist das Problem!
Also Podcasten! Egal, wie….
Tatsächlich sind meine Klickzahlen aber auch immer dann , wenn ich etwas schreibe (selbst dann!) , unterirdisch.
Reaktionen gab kaum noch. Das heutige Netz unterscheidet sich gewaltig von der Interaktivität der frühen Jahre. Wer Menschen persönlich kennt, die morgens im Büro oder in der Straßenbahn ihre Ansicht zum Blog kundtun, kann sich glücklich schätzen.
Im Gegensatz zu meinen bisherigen Veröffentlichungen, verwarf ich alle meine Pseudonyme und Decknamen . Ich verrate hier gerade mal den Jan Tälling .
So erzählte ich nun jedem und jeder davon, was ich nun machte. Egal, wie sehr man versuchte sich rechtzeitig zu wehren oder davor zu flüchten versuchte. Ich rannte quasi hinterher: „Du, ich habe übrigens ein Blog. Wollte ich nur sagen…“. Ich kann schon sehr aufdringlich sein.
Aber: Die Klickzahlen blieben höflich.
Im September betrachte ich mein neues Smartphone. Eines jener Geräte, die ähnlich viel Leistung brachten wie mein alter Mac. Und der rauschte müde vor sich hin. (Und nahm dabei einen großen Teil meines Schreibtisches ).
Wieder war es Nacht, aber ich war in Heidelberg. Ich hing dem Gedanken nach, alles mobil zu machen. Ich sah mein Smartphone als Wunderwaffe. Konnte ich damit bloggen? Jepp, das war möglich. Ich schrieb damit. Mit Tastatur, per Bluetooth, per USB, aber auch ohne. Erstaunlich problemlos.
Es schien sogar lesbar. Konnte es noch mehr? Konnte ich ein externes Mikrofon daran anschliessen? (es handelte sich hier eher um eine technische Frage. Das Mikrofon war groß, sah altertümlich aus, und konnte auf einem Tisch mit einem Stativ platziert werden. Es stammte aus einer Zeit, in der ich mich in Online-Lesungen probieren wollte. Podcast nannte ich das nicht.)
Konnte ich damit diktieren? Konnte ich damit Interviews machen? Ich schloss es über einen Adapter an die USB-C -Schnittschnelle. Die Uhrzeit war entweder kurz vor oder nach Mitternacht. Genauer möchte ich es gar nicht mehr wissen.
Versprach mich. Probierte es noch mal. Und beim dritten Mal quatschte ich einfach drauflos, überlegte mir aus dem Stegreif ein Konzept und nannte es Podcast. Ich hatte keine Ahnung. Aber sowas von. Keiner Ahnung. Alle Wetter.
Die Idee dahinter war reine Neugierde. Ich wollte schon immer Menschen, die mir begegneten, befragen, was sie machen, warum sie es machen und wie sie es machen.
Ich liebe die „Sendung mit der Maus“.
Aber so fing alles an. Ganz spontan. (not so urban Podcast Nr.1)
Ich war bereit jeden Fehler zu begehen, denn man begehen konnte und beging auch jeden. (Weiter in Teil 3)
Lieber Andreas,
ja das stimmt. Das meiste Feedback zum Blog bekommt man noch von Menschen die man kennt. Was manchmal unangenehm ist. Weil man sich ja nicht ohne Grund online rumtreibt. So empfinde ich das zumindest. Deshalb lass ich Dir mal ein Kommentar hier. So wie früher.
Viele Grüße
Julia
Liebe Julia,
vielen Dank für deinen Kommentar. Man wird schon etwas nostalgisch, nicht wahr? Ich hätte ehedem nicht so verantwortungslos lapidar mit meinen Kommentartoren Witzchen reißen oder Abklatschen spielen sollen. Eigentlich hätte ich denen alle stante pede ein Pülleken Sekt und etwas von Flora Prima zukommen lassen müssen. Hätte ich das geahnt. So viele Fehler. Im Nachhinein.
Ich versuche mich zu bessern: Willst du Sekt, Julia? 🙂
Liebste Grüße und einen verflixt guten Rutsch, so wie einen fantastischen Start ins neue Jahr wünsche ich dir.
Andreas
Moin Andreas, ich lese deine Texte unheimlich gerne und habe dabei deine Stimme im Kopf. Mit Podcast hören tue ich mich schwer. Da fehlt es mir an Konzentration. Ebenso wie bei Hörbüchern. Und ja, es war mir eine Ehre, dich persönlich kennenzulernen. Ich wünsche dir ein Wunderschönes 2119.
Hallo und guten Morgen, Berni, du bist mitverantwortlich, dass ich mich für das Umland von Hamburg begeistern konnte. Ich habe das Privileg sehr genossen. Daher war es mir sowieso ein große Freude, dich kennengelernt zu haben, und wir sehen uns auf jeden Fall wieder. Unbedingt. Dir und Silke auch ein gutes neues Jahr, einen fantastischen Start und eine gute Zeit.