8 Tipps für die Frankfurter Buchmesse 2018

Mein erster Besuch auf der Frankfurter Buchmesse war beeindruckend. Und ist geschätzte 30 Jahre her. Genau lässt sich das nicht mehr datieren. In Erinnerung bleibt mir, dass ich gegen Mittag mit vollen Taschen an einer Säule gelehnt eine Wand anstarren musste. Eine leere, nackte Hallenwand. Ich war randvoll mit Buchcovern, Gesichtern, Geschichten, Flugblätter, kostenlose Zeitschriften und Giveaways.  Ich sank mit dem Rücken zur Säule auf den Boden, saß nur da und versuchte mich auf etwas zu fokussieren, dass in mir selbst zur Ruhe gereichte. Denn in den Hallen wurde ich schlicht erschlagen.

Danach ging ich viele Jahre nicht mehr auf die Buchmesse. Oft fand ich keine Zeit, manchmal fand ich es auch unwichtig, hin und wieder war ich der Meinung, dass es mir einfach zu stressig war.

Seit einigen Jahren besuche ich nun wieder die Buchmesse, und ich bemerke, dass ich a. dazu neige, jeden Erstbesucher zu belehren, wie er/sie sich verhalten sollte/könnte. Und b. ich selbst immer zurückhaltender und lässiger im Umgang mit der Branche werde.

Weil das Internet ein guter Platz ist, um dem vermeintlich besserwissenden, selbsternannten Experten einen Platz zu bieten, nutze ich jetzt mal die Chance und komprimiere die wichtigsten Dinge, mit denen ich Erstbesucher belästige. Ob man sich daran hält? Nö, wahrscheinlich eher nicht, dazu ist die Messe  zu verführerisch. Und das ist wahrscheinlich auch richtig und wichtig so.

  1. Vor allem anderen: Gutes Schuhwerk. Das Messegeländer ist groß, weitläufig und wird oft unterschätzt. Es gibt die Möglichkeit, Rollwege und Shuttles zu benutzen. Dieses sollte durchaus in Betracht gezogen werden. Wer einen offiziellen Business-Stil als Kleidung wählt, zieht vielleicht Schuhe an, die sich von den bequemen Schuhen des alltäglichen Lebens unterscheiden. Bitte daran denken, sich eventuell in einem örtlichen Drogeriemarkt mit Gelpflaster oder ähnliches einzudecken. Nehmen wenig Platz wegen, und retten Leben, wenn die Ferse aufscheuert. 
  2. Leichte Kleidung, mit der Möglichkeit zu Variationen. Die Hallen sind in der Regel warm und werden mit steigenden Menschenmassen wärmer und drückender. Die Luft ist trocken, und die Kilometer, die gelaufen werden, sowie die Last, die mitgeschleppt wird, wird zunehmend anstrengender. Es empfiehlt aus diesen Gründen, und weil Teile der Veranstaltung auf den Außenflächen stattfinden, immer mal wieder raus zu gehen. Im Oktober kann es verhältnismäßig kühl sein, sonnige Tage sind eher selten, manchmal ist es auch regnerisch. Mäntel und Taschen, soweit mitgebracht, sollten in der Garderobe abgegeben werden, denn mit ihnen ist es zu heiß in den Hallen. Aber ohne sie ist es vielleicht zu kalt auf der Freifläche. Wer diesen Spagat nicht in Griff bekommt, der sollte in Erwägung ziehen, die Hallen nicht verlassen, denn auch dieses ist möglich. Alle Hallen sind über Verbindungen und Shuttles zu erreichen.
  3. Verpflegung ist auf der Messe gewohnheitsmäßig teurer als außerhalb. Es gibt kleinere Supermärkte, deren Preise gehoben sind, und Restaurantbetriebe, sowie Cafés, die sich dem normalen Messeniveau angepasst haben. Wer sein Budget klein halten will, sollte sich mit ähnlicher Nahrung auf den Weg machen, wie bei einer guten Wanderung: Nüsse, Bananen, Wasser. Die Stände bieten für ihre Interessenten ab und zu Süßigkeiten, Snacks und ähnliches an, aber das ist nicht verlässlich, eher für Geschäftspartner und Promotionzwecke gedacht und kann nicht als Basis für einen Tag dienen. Der taz-Verlag (die tageszeitung) bietet seit vielen Jahren seinen Espresso auf seinem Stand für einen kleinen Betrag an, aber solche Gelegenheiten führen natürlich zu Wartezeiten und Schlangenbildung. Die Foodtrucks auf dem Freigeländer bieten die üblichen asiatischen und Currywurst-Varianten, und liegen zwar etwas höher als außerhalb der Messe, aber in einem angenehmeren Preissegment.
  4. Wer gerne Prospektmaterial, kostenlose Zeitschriften, Kugelschreiber und ähnliche Werbematerialien mitnehmen möchte, sollte frühzeitig an den Transport denken. Papier gehört zu den schweren Dingen im Leben. Hier können in wenigen Minuten Kilozahlen erreicht werden, die man gerne von Zimmer zu Zimmer trägt, aber nicht den ganzen Tag von Halle zu Halle. Besucher, die einen Überblick mit Leseproben und ähnlichen Materialien nach Hause nehmen möchten, können das durchaus mit einem Rucksack oder Rollwagen meistern, denn die Taschen, die häufig von Verlagen angeboten werden, eignen sich für große Mengen Papier nicht wirklich. Sie können nicht geschultert werden und belasten dafür über Stunden die Handgelenke. Sie werden im Laufe des Tages mehr und mehr zum Problem, daher sind sie nur für Kleinstmengen geeignet. Mein persönlicher Rat: Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, dann überhaupt kein Papier mitnehmen. Und auf alles verzichten, was einem gereicht wird. Verlage, die gute Kataloge haben, haben in der Regel auch gute Webseiten. URL notieren (möglichst ins Smartphone, oder einem Notizblock), Buchcover, die einen interessieren, abfotografieren oder Titel aufschreiben. Materialien, wenn man mehr von einem Verlag will oder umfassender informiert werden will, eher im Nachhinein oder schon auf der Messe über das Smartphone anfordern.
  5. Pausen sind essentiell. Es ist ausgesprochen wichtig, Pausen zu machen, und sich zu sammeln. Die Messe ist anstrengend, und das Unterfangen, alles sehen zu wollen, ist an einem Tag nicht zu erfüllen. Wer wirklich alles sehen will, oder das Gefühl hat, dass das eigene Interessengebiet in Sachen Bücher so groß ist, dass es möglichst umfassend gestillt werden muss, sollte mehrere Tage in Betracht ziehen. Dass macht durchaus auch Sinn, da jeder Tag seine eigenen Programmpunkte hat. Pausen sollten in unpopuläre Bereich gelegt werden. Wer gerne einen Kaffee trinken möchte, kann das auch in einem Bereich, der sich hauptsächlich mit dem industriellen Zweig des Veröffentlichen und den dazugehörigen Maschinen beschäftigt. Dort ist mehr Ruhe, weil sehr geschäftsorientiert, und die Neuerungen nicht so massiv in den Vordergrund und kleinteilig sind, wie z.b. im Belletristik-Bereich. Es gibt übrigens auch ein Dachcafe, dass an Sonnentagen  zum Relaxen einlädt und selbst von den Mitarbeitern der Messe geschätzt wird. Mir fällt nur gerade die dazugehörige Halle nicht ein. Ich date das hier up, wenn ich die genaue Adresse weiß.
  6. Nochmal zum Thema Smartphone/mobile Geräte: Es gibt durchaus die Möglichkeit Internet-Hotspots zu nutzen oder das Smartphone in bestimmten Hallen aufzuladen. Dazu werden zentrale Punkte eingerichtet, die über den Messeplan zu finden sind. Es empfiehlt sich die notwendigen Kabel mitzunehmen. Erfahrungsgemäß werden diese Stellen gerne genutzt. Es macht also durchaus Sinn, eventuell eigene Akkus mit zu nehmen, sofern das benötigt wird.
  7. Wer Netzwerken möchte, das heißt, seine Kontaktdaten bei Verlagen unterbringen will, der sollte frühzeitig überlegen, um welches Ziel es dabei geht. Die Messe ist zum größten Teil vertriebsorientiert, d.h. es befinden sich zwar aus allen Berufsparten Mitarbeiter vor Ort, aber stark präsentiert sind Marketing-Leute, die z.b. die falschen Ansprechpartner für Manuskripte oder die Fragen von Autoren sind. Wer als Autor auftritt, sollte im Vorfeld versuchen Termine aus zu machen. Das empfiehlt sich generell sowieso. Die Messe ist ein Branchen-Treffpunkt. In diesem Sinne sind die meisten Terminpläne von begehrten Ansprechpartner schon voll, sofern sie überhaupt anwesend sind. Autoren möchte man gerne an die Agenten verweisen, aber auch diese machen ihre Termine vor der Messe aus. Für Erstkontakte taugt die Messe daher nur bedingt, aber um eventuell seine Visitenkarte einem geneigten Gesprächspartner in die Hand zu drücken, ist unter Umständen tatsächlich ein wenig Zeit. Viel versprechen darf man sich davon aber nicht, manchmal macht es eher Sinn, mit der Email-Adresse von einem Ansprechpartner wieder heimzugehen, und diese im Nachhinein zu nutzen.
  8. Wer bis hier mitgelesen hat, hat vielleicht schon einen kleinen Schreck bekommen, daher zum Abschluss einen eher netten, finalen Tipp: Sei organisiert. Mache dir einen Plan. Und diesen gerne schon einige Wochen vorher. Überlege dir, wen du treffen willst, welche Lesung du sehen willst, wie du hinkommst, und versuche für dich selber einen Terminplan anhand der Hallenkarte aufzubauen. Rechne damit, dass in den populären Bereichen kein Durchkommen ist, so versuche eine Alternative zu finden (Plan B.) Wenn du auch internationale Bücher liest, und das ist ein ganz persönlicher Tipp, an den ich mich jedes Jahr halte, dann besuche zuerst die deutschen Stände am Vormittag, und gehe ab mittag in den internationalen Bereich. Dann wird es voller im deutschen Bereich, aber international bleibt es immer noch verhältnismäßig ruhig. Gehe davon aus, dass du dort Bücher siehst, die erst in einigen Jahren auf den deutschsprachigen Markt kommen. Manchmal zeigen sich dadurch Trends. Ich durchsuche immer den angloamerikanischen Bereich nach Veröffentlichungen, die mir interessant erscheinen und blättere in den asiatischen, arabischen und anderen Hallen, die kunstvollen Bilderbücher durch. Wer Bücher mag, der kann sich auch für das Handwerk des Einbands, des Druckes und der Illustrationen begeistern.

Ich wünsche jedem, der die Buchmesse besucht viel Spaß, einen angenehmen stressfreien Tag, viel Muse und viele Treffen und Erlebnisse. Wer auch dort sein wird, darf gerne hier eine Nachricht hinterlassen. Ich würde mich freuen. Vielleicht sehen wir uns.

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